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Geschichte

Eine kurze Geschichte der Schweizerischen Gesellschaft für Phlebologie (SGP)
von Dominik Heim, Jürg Traber und Jürg Hafner


Die Schweizerische Gesellschaft für Phlebologie hatte ihre wissenschaftliche Gründungsversammlung im Jahr 1960 in Zürich. Ihr erster Präsident, Alfred Bolliger (1924-1989), war ein charismatischer Allgemeinmediziner und als Oberst der Schweizer Armee ein hervorragender Organisator. Bereits im zweiten Jahr ihres Bestehens hielt die Gesellschaft ihre erste internationale Tagung in Agno (Tessin, italienische Schweiz) ab und knüpfte bei dieser Gelegenheit enge und freundschaftliche Kontakte mit den französischen, deutschen, österreichischen und italienischen Gesellschaften für Phlebologie. Bald darauf trat die SGP der Internationalen Union für Phlebologie (UIP) bei. Im Jahr 1971 fand in Luzern der vierte Weltkongress der Phlebologie unter der Leitung von Alfred Bolliger statt. Mit 600 Teilnehmern und 140 Referaten war es ein für damalige Verhältnisse sehr grosser und äusserst erfolgreicher Kongress. Solche Veranstaltungen unterstrichen die Bedeutung und Verbreitung von Venenerkrankungen und trugen dazu bei, dass die Phlebologie als neue medizinische Disziplin offiziell anerkannt wurde. Ab den 1980er Jahren richteten die UEMS, die AVF und mehrere Länder fundierte und systematische Ausbildungskurse ein, die es den Studenten ermöglichten, ein Berufsdiplom in Phlebologie zu erlangen.

Etwa zur gleichen Zeit entwickelte sich die Angiologie in mehreren europäischen Ländern aus der Inneren Medizin heraus. Um die Synergien zwischen Phlebologie, Angiologie, Gefässchirurgie, interventioneller Angiologie und vaskulärer Grundlagenforschung zu nutzen, gründeten die fünf unabhängigen Fachgesellschaften die Union der Schweizerischen Gesellschaften für Gefässmedizin (USGG). Seither führt die SGP jedes Jahr im Frühling ein zweitägiges Symposium durch, das oft gemeinsam mit einer phlebologischen Partnergesellschaft, wie der Société Française de Phlébologie, organisiert wird.

Im Jahr 1989 wurde Werner Blättler (Fig.1) neuer Präsident der SGP und führte die Gesellschaft 7 Jahre lang mit grossem Geschick und Weitblick. Aus seiner phlebologischen Praxis heraus forschte er auf den Gebieten der ambulanten Thrombosetherapie, der PTA mit Stenting bei chronischen Beckenvenenverschlüssen, der Niederdruck-Kompressionstherapie und der psychosomatischen Beinbeschwerden. Sein Nachfolger wurde 1996 Albert-Adrien Ramelet (Fig.2), der sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit vor allem mit Phlebektomie, ödemprotektiven Substanzen, Anstrengungspurpura und Knochenperforatoren beschäftigte. Albert-Adrien Ramelet hat eine beträchtliche Anzahl von Phlebologie-Lehrbüchern verfasst, manchmal in Zusammenarbeit mit anderen renommierten Phlebologen. Im Jahr 2006 übernahm Stefan Küpfer (Fig.2) für sechs Jahre das SGP-Präsidium. Stefan Küpfer ist ein hervorragender klinischer Lehrer und Organisator. Er hat den alle drei Jahre stattfindenden einwöchigen Venalpina-Kongress insgesamt dreimal organisiert, eine Leistung, die bis heute unerreicht ist. Unter seiner Leitung wurden die drei Phlebologie-Diplome in der Schweiz, die ein professionelles Vorgehen in der Klinik und in der Praxis gewährleisten, eingeführt bzw. aktualisiert. Philippe Kern wurde im Jahr 2010 Präsident der SGP. Aus seiner Praxis stammen wichtige Studien zur Sklerotherapie. Er pflegte auch den besonders engen Kontakt mit der französischen Gesellschaft für Phlebologie. Christina Jeanneret wurde 2013 Präsidentin der SGP. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Duplexsonographie, venöser Reflux und Wandschwäche bei Varikose. Unter ihrer Leitung wurden zahlreiche sehr erfolgreiche Weiterbildungskurse durchgeführt und der Förderung von Ärztinnen in der medizinischen Forschung und in medizinischen Gremien grosse Beachtung geschenkt. Jürg Hafner ist seit 2019 Präsident der SGP. Sein wissenschaftliches Gebiet innerhalb der Phlebologie sind chronische Wunden, insbesondere das Ulcus hypertonicum Martorell und die Erforschung von patientenfreundlicheren medizinischen Kompressionsmethoden. Während der Sperrung durch die Covid-Pandemie setzte er sich für die Nutzung von Webinaren zur phlebologischen Fortbildung ein. Diese wurden gut besucht. Großen Wert legt er auch auf die berufliche Entwicklung junger PhlebologInnen An den Frühjahrssymposien fanden zahlreiche Vorträge statt, die sich speziell an die jungen PhlebologInnen der Schweiz richteten. Seine Amtszeit umfasst die Organisation der Venalpina 2020 und 2023. Der aktuelle Vorstand ist in Fig.4 zu sehen.

Die wichtigen Kontakte im internationalen Bereich wurden in den letzten Jahren von Albert-Adrien Ramelet während seiner Amtszeit als UIP-Vizepräsident aufgebaut. Vor drei Jahren, im Sommer 2019, konnte Dominik Heim den prestigeträchtigen Kongress des European Venous Forum (EVF) in Zürich ausrichten. Das Interesse war so gross, dass die Anmeldung bereits zwei Wochen vor der Veranstaltung geschlossen werden musste. Es war der heisseste Kongress in der Geschichte des EVF, nicht nur wegen der Themen, sondern auch wegen der Temperaturen im heissesten Juni seit Jahren in der Schweiz. Hervorzuheben sind auch die 12 MedizinstudentInnen, "Dominiks Engel" genannt, die mit dem starken Team von Anne Taft und Dawn Bond von der EVF London für den reibungslosen Ablauf des Kongresses verantwortlich waren. Die SGP wird sich für den UIP-Weltkongress im Jahr 2027 bewerben...



Gesundheitspolitik
Die SGP ist auch der politische Arm der Phlebologie in der Schweiz. Im Jahr 2020 veröffentlichte die SGP ein Positionspapier zur Diagnostik, Indikation und bedarfsgerechten Behandlung der Stammvarikose nach den aktuellen Leitlinien, welches sich nahtlos an ein früheres Positionspapier zur Diagnostik und Therapie der retikulären und teleangiektasieartigen Varizen anschloss. Mit diesen beiden Positionspapieren hält die SGP am medizinischen Charakter der grossen Varizen fest und sichert die Erstattung der notwendigen diagnostischen und therapeutischen Massnahmen, während die Behandlung der retikulären und teleangiektasischen Varizen als ästhetische Medizin eingestuft wird, die nach wie vor ein sehr hohes Mass an Fachwissen erfordert, aber nicht von den Krankenkassen übernommen werden sollte. Die SGP setzte sich auch erfolgreich dafür ein, dass die Messung und Verteilung von medizinischen Strümpfen von zertifizierten PhlebologInnen in ihren Praxen vorgenommen wird. Ein politischer Meilenstein, den die SGP 2016 erreichen konnte, war die Vereinbarung über die Kostenerstattung für die endovenöse Thermoablation (Radiofrequenz oder Laser) von Stammkrampfadern. Diese Verträge sind auch heute noch gültig.


Albert-Adrien Ramelet, MD honorary president SSP, and 'Mr. Venalpina', Stefan Küpfer, MD Werner Blättler, MD, the Swiss doyen of compression, SSP honorary president Christina Jeanneret, Prof, MD, the previous president

Dr. med. Albert-Adrien Ramelet, Ehrenpräsident der
SGP, und "Mr. Venalpina”, Dr. med. Stefan Küpfer

Dr. med. Werner Blättler, der Schweizer
Doyender Kompression, Ehrenpräsident der SGP

Prof. Dr. med. Christina Jeanneret,
die frühere Präsidentin der SGP



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